Wenn das Kind auffällig wird – und das Paar Unterstützung braucht
Ein systemisches Fallbeispiel zeigt: Manchmal liegen kindliche Symptome auf der Paarebene. Erfahre, warum Veränderung im Dazwischen geschieht.
Kathinka Kobale
11/29/20252 min read


💞 Wenn das Kind etwas zeigt, was zwischen den Eltern unausgesprochen bleibt – ein systemisches Fallbeispiel
Alle Details sind verändert.
Als das Paar zum ersten Mal zu mir kommt, geht es um ihr Kind.
Sie erzählen, dass es seit einigen Monaten „auffälliger“ ist – schnell wütend, schwer zu beruhigen, manchmal traurig ohne ersichtlichen Grund.
Beide Eltern wirken engagiert, bemüht, reflektiert.
Sie reden offen miteinander, stimmen sich ab, beschreiben Situationen fast wie ein eingespieltes Team.
Und doch spüre ich, dass etwas zwischen ihnen in der Luft liegt – etwas Unausgesprochenes, das sich wie ein dünner Schleier über ihre Worte legt.
🌱 Die erste Sitzung
Ich lade sie ein, ihr Familiensystem zu visualisieren, mit Figuren auf dem Boden
Mutter und Vater jeweils. Und Verbindungen, Gefühle etc. darzustellen.
Zwischen Mutter und Kind entstehen Linien, Nähe, viele Pfeile.
Zwischen Vater und Kind ebenso.
Nur zwischen den Eltern bleibt die Linie zögerlich, dünn, fast unterbrochen.
Ich frage behutsam:
„Wenn Sie diese Linie anschauen – was fällt Ihnen auf?“
Die Mutter sagt leise:
„Wir haben wenig Zeit füreinander. Wir funktionieren gut – aber wir sprechen kaum noch wirklich miteinander.“
Der Vater nickt.
„Wir reden über das Kind, über Termine, über Schule – aber nicht über uns.“
🪞 Das Symptom zeigt das Dazwischen
In der systemischen Arbeit würden wir sagen: Das Kind zeigt etwas, das im System unausgesprochen geblieben ist.
Kinder spüren Spannungen oft, bevor Erwachsene sie bewusst wahrnehmen.
Sie nehmen Energie auf, Atmosphären, kleine Unstimmigkeiten – und verarbeiten sie mit dem, was sie haben: Verhalten.
Nicht, weil sie „auffällig“ sind, sondern weil sie spiegeln, was zwischen den Erwachsenen nicht mehr fließt.
🌿 Arbeit auf Paarebene
In den folgenden Wochen arbeiten wir weniger über das Kind – und mehr über das Paar.
Über Nähe und Distanz.
Über Erschöpfung, Rollenverteilung, kleine Verletzungen im Alltag, die nie richtig ausgesprochen wurden.
Sie beginnen, wieder miteinander zu reden – nicht über das Kind, sondern über sich.
Über Wünsche, über Grenzen, über das, was fehlt.
Manchmal schmerzhaft, manchmal erleichternd.
Sie üben, die Elternschaft kurz „beiseitezulegen“, um sich wieder als Paar zu begegnen.
Und genau dort, wo sie sich wieder als Mann und Frau, als Menschen, als Partner sehen, beginnt sich das Familiensystem zu verändern.
🌤️ Die Veränderung
Nach einigen Wochen erzählen sie, fast erstaunt:
„Es ist ruhiger geworden zuhause. Unser Kind ist gelassener, schläft besser, lacht mehr. Und wir… wir auch.“
Sie haben nichts am Verhalten des Kindes „bearbeitet“ –
aber sie haben das Beziehungsfeld verändert, aus dem das Verhalten entstand.
In diesem Prozess entstand eine berührende Hypothese:
Dass das Kind – auf unbewusste, liebevolle Weise – vielleicht „auffällig“ wurde, um die Eltern wieder näher zueinander zu bringen.
Wie eine kleine Brücke zwischen zwei Menschen, die sich verloren, aber nicht vergessen hatten.
Das, was vorher Spannung war, darf sich nun wieder in Nähe verwandeln.
💬 Fazit
Systemische Arbeit bedeutet, den Blick zu weiten:
Ein Symptom – egal ob beim Kind, in der Partnerschaft oder im Familienalltag – ist nie isoliert.
Es erzählt etwas über das Dazwischen, über das, was gespürt, aber nicht gesagt wird.
Wenn Eltern bereit sind, auf dieser Ebene zu arbeiten,
entsteht Veränderung ganz von selbst:
leiser, tiefer, nachhaltiger.
📩 Wenn du spürst, dass euer Familienalltag gerade anstrengend ist – und du dich fragst, ob vielleicht mehr darunter steckt – begleite ich euch gern systemisch.
In der Beratung schauen wir nicht nach Schuld, sondern nach Verbindung.
Denn dort, wo Beziehung wieder fließt, kann Heilung beginnen.


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